Die
Energiewende
kommt von unten
Die Anzahl der aus erneuerbaren Energien gespeisten Kraftwerke wächst stetig.
Immer häufiger werden sie von Bürgergenossenschaften betrieben, die eine energetische
Unabhängigkeit anstreben. Die Kraftwerke dienen nicht nur den Bürgern als gute
Kapitalanlage. Auch die Kommunen profitieren nachhaltig.
Von Jana Illhardt
1,5 Millionen Solarkollektoren, eine Million Photovoltaik-Anlagen,
450.000 Wärmepumpen, 22.000 Windanlagen, 7100 Biogasanlagen
und mehrere Millionen Haushalte, die mit Holz heizen – so lautet die
aktuelle Bestandsaufnahme regenerativer Kraftwerke in Deutsch-
land. Immer häufiger sind es Bürger, die diese Anlagen betreiben und
selbst zum Energieproduzenten werden. „Die Energieversorgung
wird dezentral“, prognostiziert Alexander Knebel, Pressesprecher
der Agentur für Erneuerbare Energien. Statt weniger großer Kraft-
werkbetreiber und Energiekonzerne gäbe es immer mehr auch kleine
Akteure vor Ort, die Strom und Wärme aus erneuerbaren Energie-
quellen produzieren. Eigenheim- und Grundstücksbesitzer installieren
Sonnenkollektoren oder errichten eigene Windkraftanlagen. Und
solche Bürger, die entweder nicht über den notwendigen Platz oder
die finanziellen Mittel verfügen, schließen sich in Gemeinschaften
zusammen. Allein 2011 gründeten engagierte Bürger laut der Agen-
tur für Erneuerbare Energien weit über 100 neue Energiegenossen-
schaften. „Während auf internationalen Konferenzen über Wege ins
regenerative Zeitalter noch diskutiert wird, nehmen Kommunen und
Regionen in ganz Deutschland die Energiewende selbst in die Hand“,
sagt Alexander Knebel.
Anlagen amortisieren sich bald
Wind, Sonne, Wasser, Biomasse, Erdwärme – die Alternativen zum
Atomstrom sind mannigfaltig. Je nach Anlage und Finanzierungs-
modell unterscheidet sich, wann sich die Investitionen amortisiert
haben. Für welche Art Anlage man sich entscheidet, hängt davon ab,
wie viel Geld die Bürgerinitiativen investieren können und wollen –
denn die höchsten Kosten verursachen die Installationen selbst.
Die Kosten, die in den vergangenen Jahren stetig gefallen sind,
ergeben sich stets aus der installierten Leistung pro Kilowatt. Für
eine Biogasanlage werden aktuell zwischen 2500 und 4000 Euro
pro Kilowatt fällig. Eine 1-Megawatt-Anlage kostet demnach rund
2,5 bis 4 Millionen Euro. Windkraftanlagen sind in der Regel etwas
kostengünstiger: Ein Kilowatt installierte Leistung kostet zwischen
700 und 1000 Euro. Eine Anlage mit einem Megawatt schlägt also
mit 700.000 bis einer Million Euro zu Buche.
Strenge Auflagen für Windkraftanlagen
Doch vor der Planung und Umsetzung eines Windparks gilt es
zahlreiche Hürden zu überwinden: Neben einer Baugenehmigung
sind, insbesondere bei großen Anlagen, eine Umweltverträglich-
keitsprüfung sowie ein Geräuschgutachten erforderlich. Auch gilt es
zu überprüfen, ob die Windverhältnisse stimmen, Netzanschluss-
möglichkeiten vorhanden sind und ob die Mindestabstände etwa zu
Wohngebieten, Straßen oder Naturschutzgebieten eingehalten sind.
Diese Mindestabstände legen die jeweiligen Länder fest. In der Regel
ist ein Abstand von 950 Metern zum nächsten Wohnhaus erforder-
lich. Sind alle Anforderungen erfüllt, wird der Standort zu einem
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