berlinerleben 2/2019

echnische Innovationen beim BauenundModernisieren verbes- serten in früheren Jahrzehnten den Wohnkomfort. Heute spielen vor allem Umwelt- und Klima- schutzaspekte eine Rolle. Angesichts unserer elektronisch ge- steuerten Waschvollautomaten können wir uns kaumnoch vorstellen, wie mühse- lig und zeitraubend das Wäschewaschen früher war. In der Siedlung Haselhorst richtete die Gewobag um 1930 in den einzelnen Wohnzeilen gut ausgestattete Gemeinschaftswaschküchen ein. Doch es hagelte Mieter-Beschwerden wegen der Dämpfe und Gerüche. Die Gewobag reagierte schnell und nahm Anfang 1933 das erste Zentralwaschhaus an der Kanal- straße in Betrieb. Waschmaschinen, Heiß- mangeln und freundliche Gewobag-Mit- arbeiter erleichterten den Hausfrauen die schwere Arbeit – nach vier Stunden war die Wäsche schrankfertig. Zudem schonte das Waschhaus die Umwelt: Eine „Torpe- do“-Reinigungsanlage säuberte bis zu 40 Kubikmeter Waschlauge pro Stunde. Noch in den Gewobag-Siedlungen der 1950er- und 1960er-Jahre gehörten Waschhäuser zur modernen Standardausstattung. Auch bei der Müllbeseitigung wurden immer wieder neue Ideen dem Praxistest unterzogen. 1961 errichtete die Gewobag an der Lietzenburger Straße das mit 17 Ge- schossen damals höchste Wohnhochhaus in Berlin. Sollte man den BewohnerInnen zumuten, die vollen Müllbeutel immer nach unten zu tragen? Die damalige Lö- sung hieß: Müllschlucker auf jeder Etage. So plumpste der Abfall von oben in große Container im Keller. Nach der Wiederver- einigung erlangten Energieeffizienz und Klimaschutz zunehmend Bedeutung. In Mariendorf wurden 734 Bestandswoh- nungen aus den 1970er-Jahren zur Smart City runderneuert. Der in einem moder- nen Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer Photovoltaikanlage erzeugte Strom wird den Mieterinnen als Quartier-Strom an- geboten und an einer Ladesäule können Elektroautos aufgeladen werden. Noch innovativer ist das Wärmeversorgungs- konzept für das künftige Wohngebiet WA- TERKANT Berlin. Ein Teil der Niedertem- peratur-Fernwärme soll dem Havelwasser entzogen werden. Für die Zukunft heißt das: Immer mehr erneuerbare statt fossile Energieträger beheizen Gewobag-Wohnungen. KOLUMNE T Michael Bienert DER BUCHAUTOR UND JOURNALIST ist begeister- ter Kulturhistoriker. Insbesondere die Sied- lungsgeschichte der Stadt hat es ihm angetan. www.text-der-stadt.de Saubere Wäsche und saubere Luft – (1) In der Heizzentrale am Bottroper Weg werden in einem Blockheiz- kraftwerk umwelt- freundlich Strom und Wärme erzeugt. (2) Das 1961 errichtete ehemals höchste Wohnhochhaus in Berlin in der Lietzenburger Straße. (3) Zentralwaschhäuser wie hier in der Großsiedlung Charlottenburg Nord-Ost waren noch in den 1960er Jahren Standard. 2 3 1 berlinerleben FOTOS: Gewobag-Archiv, Tina Merkau

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=