berlinerleben 3/20

in warmer Sommertag. Heidi Schönberg und Barbara Winkelmann sitzen auf der Terrasse. Zwischen ihnen klafft ein Sicherheitsab- stand von anderthalb Metern, vor ihnen steht ein Tischchen mit zwei Gläsern. Nur die räumliche Distanz zwischen ihnen ist neu. Sonst ist es fast wie sonst. Die beiden sitzen oft und gerne hier, genau so. Bis die Pandemie der Geselligkeit ein Ende machte. „Es war ein Schock, als wir plötz- lich nicht mehr zusammen sein sollten“, sagt Hei- di Schönberg. Die wöchentlichen Kaffeerunden, das gemeinschaftliche Gemüseschnibbeln und Kochen, das Essen in geselliger Mittagsrunde, ge- meinsame Busausflüge – alles war plötzlich ganz weit weg. Und dann kam auch noch die Masken- pflicht. Kaum jemand besaß diesen Mund-Na- sen-Schutz. „Ich habe immer gerne Handarbei- ten gemacht. Inzwischen habe ich aus meinen Stoffresten etwa 50 Masken genäht“, sagt Heidi Schönberg und zieht ein paar bunte Stofftücher aus der Hosentasche. Die meisten hat sie an ihre MitbewohnerInnen verschenkt. Gewöhnungsbe- dürftig findet sie das Tragen der Masken immer noch, aber es muss nun mal sein. Erdbeeren für alle Balkone Am Mollnerweg wohnen SeniorInnen in ihren eigenen Wohnungen. Sie wollen selbstständig leben, am gesellschaftlichen Leben teilhaben und aktiv sein – so lange wie möglich. Eigent- lich. „Einige Bewohner und Bewohnerinnen sind in den letzten Wochen sehr gealtert. Weil sie Angst vor der Ansteckung haben, gehen sie gar Alle fanden die Erdbeeren toll! nicht mehr vor die Tür“, sagt Waltraud Karnow- sky. Walli, so wird sie von den BewohnerInnen genannt, arbeitet als Betreuerin für den Senio- renservice der Gewobag. Vor der Pandemie war sie an drei Tagen die Woche in einem Büro vor Ort. Sie berät die MieterInnen in Behördendingen, sie hilft ihnen, Wohngeld zu beantragen oder die Heizkosten zu prüfen. Vor allem unterstützt sie die Menschen dabei, aktiv zu werden, Dinge zu unternehmen. Gemeinsam etwas zu spielen oder sich zu Kaffee- und Klüngelrunden zu treffen. „Wollen wir nicht mal zusammen kochen?“, hatte sie vor fünf Jahren gefragt. Kochen und essen? Na klar. „Wir haben recht schnell vier Köche zusam- menbekommen“, sagt sie stolz. Doch dann kam Corona. Walli Karnowsky war plötzlich nur noch telefonisch erreichbar und die Gemeinschaftskü- che blieb kalt. „Nervige Pandemie“, sagt sie. „Es ist natürlich schwieriger, die Menschen zu animie- ren, wenn man nicht vor Ort sein kann.“ Umso erfreulicher, dass es ihr dennoch gelungen ist – vor allem mit der Hilfe von Barbara Winkelmann LEBEN IN BERLIN FOTOS: Harry Schnitger _ Das Gute am Hochbeet: Beim Pflanzen und Jäten muss man sich nicht bücken. _ Lecker, gesund und hübsch anzusehen: Erdbeeren für alle BewohnerInnen. BUCKOW E Pflege des Hochbeetes berlinerleben  7

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