berlinerleben 1/21

Ehrenamt ENGAGIERTE MIETERIN Regina Thiele S ie ist nicht der Typ, der sich schon mittags vor den Fernse- her setzt. Als Regina Thiele in Rente ging, suchte sie nach einer Be- schäftigung. „Ich bin mit offenen Au- gen durch unsere Nachbarschaft ge- laufen – dabei ist mir aufgefallen, dass überall Abfall und Papier he­ rumliegen. Dann habe ich angefan- gen, alles sauber zu machen“, sagt die 73-Jährige, die früher bei ei- ner Berufsversicherung angestellt war. Jeden Tag streift sie über das Gelände, mal von der einen, mal von der anderen Seite. Jedes Mal nimmt sie eine andere Strecke – aber immer mit einer Mülltüte in der Hand. „Was machst du da?“, so haben die Kin- der sie angesprochen. Dann fingen sie an, ihr zu helfen. Eines dieser Kin- der ist nun schon seit sechs Jahren an ihrer Seite, inzwischen ist der Jun- ge zehn. „Ich bin seine Ersatz-Oma.“ Längst freuen sich auch andere NachbarInnen, dass Regina Thiele sich engagiert. Für Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen, schreibt sie Behördenbriefe. Sie ruft bei der BSR an, wenn irgendwo etwas Größeres herumliegt, das sie alleine nicht entsorgen kann. Auch beim Ordnungsamt kennt man die rührige Frau. „Das Tolle ist: Mein Einsatz zieht Eine Mieterin kümmert sich Ehrenamt Regina Thiele ist für ihre NachbarInnen immer ansprechbar. Die Kleinen haben sie besonders gern. Regina Thiele VOR 27 JAHREN zog die 73-Jährige an den Zabel-Krü- ger-Damm in Reinickendorf. Vorübergehend, wie sie damals dachte. Inzwischen engagiert sie sich für die Nachbarschaft und will gar nicht mehr weg. Kreise. Immer mehr Menschen helfen mit.“ Ein junger Mieter, der beim Gar- tenbauamt arbeitet, wird mit ihr die Vorgärten verschönern. Ein anderer Mieter ist von Beruf Schlosser und hilft bei Schlosserarbeiten. Am Za- bel-Krüger-Damm 52 hat das Union- hilfswerk ein Büro eröffnet, in dem sie sich ebenfalls einbringt. Das Schönste aber sei die Gesell- schaft der Kinder, sagt sie. Manchmal gibt sie ihnen ein bisschen Geld, da- mit sie sich ein Eis oder eine Pizza holen können. „Einmal standen die Kinder mit Blumen vor meiner Tür, die haben sie mir von dem Geld ge- kauft. Das hat mich sehr gefreut!“ – Regina Thiele vor der Kita in ihrem Kiez (oben) und im Büro des Unionhilfswerks (links). berlinerleben ENGAGEMENT 12 FOTOS: Harry Schnitger

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