34
Humboldt
kosmos
101/2013
Von Haus aus bin ich Künstlerin, doch in der Humboldt-Stiftung
kümmere mich um Datenbanken und Software. Was ich tue, ist von
außen meist unsichtbar. Aber man würde es ziemlich schnell und
schmerzlich spüren, wenn meine IT-Kollegen und ich nicht im Hinter­
grund dafür sorgen würden, dass die Anwendungen so laufen, wie es
erwartet wird. Schließlich sollen die Stipendien am Ende richtig
berechnet und ausgezahlt werden können.
Die meisten Leute gucken ungläubig, wenn ich erzähle, dass ich
Anfang der 1980er-Jahre aus Brasilien nach Berlin kam, um Kunst zu
studieren, und anschließend lange Jahre als Künstlerin gearbeitet
habe. Die meisten sagen dann: Kunst und Datenbanken – das passt
doch nicht zusammen. Genau das hatte ich zunächst auch gedacht,
als ich vor rund zehn Jahren beschloss, mir einen festen Job zu
suchen. Denn mein Mann arbeitet ebenfalls künstlerisch – er ist beim
Film – und als Familie mit Kind beschlossen wir, dass einer von uns
beiden ein festes Gehalt mitbringen muss. Ich suchte etwas, das mög-
lichst nichts mit Kunst zu tun hat, denn Kunst bedeutet für mich Frei-
heit und keine Auftragsarbeit. Da ich ein sehr logisch denkender Typ
bin, empfahl mir das Arbeitsamt die Datenbankentwicklung. Mein
erster Gedanke war: „Oh, das klingt ja schrecklich!“ Aber dann merkte
ich, es ist genaudas Richtige.Wie bei derKunst brauche ichAbstraktions­
vermögen und Kreativität, wenn ich nach Lösungen für komplexe Auf-
gaben suche. Meine Arbeit macht mir deshalb großen Spaß.
Kunst mache ich auch noch, aber nur nebenher. Früher habe ich
gerne Arbeiten aus Holz gemacht und viel mit der Säge gearbeitet.
Heute wäre es zu laut, wenn ich abends oder am Wochenende die
Motorsäge anwerfe. Aktuell mache ich viel Videokunst, etwa für ein
Tanztheaterstück, und Fotos. Ein paar Beispiele zeigt meine Website
tessapinto.com. Die Humboldt-Stiftung kannte ich übrigens schon als
Kind. Einer meiner Onkel in Brasilien ist Humboldtianer und hatte
immer den Kosmos bei sich zu Hause liegen. Die Welt ist klein.
Aufge­zeichnet von
Georg Scholl
Mit Kunst und Computer
Wer macht eigentlich was in der Stiftung und sorgt hinter den Kulissen dafür, dass alles läuft?
Auf dieser Seite stellen wir Kolleginnen und Kollegen vor, ihre Aufgaben, ihre Erfahrungen und
was sie tun, wenn sie gerade nicht arbeiten.
Diesmal: Tessa de Oliveira Pinto.
gesichter aus der stiFtung
Foto: Michael Jordan
1...,24,25,26,27,28,29,30,31,32,33 34