8 | Q110-Journal
– Die Deutsche Bank der Zukunft
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Bär und Bulle: Die Börse durchlebt im Moment turbulente Zeiten.
B
ärenmärkte enden meist im Um-
feld besonders schlechter Nach-
richten. Das lehrt die Vergangenheit.
Zwei bis drei Monate vor dem Zenit
einer Rezession kommt der Turn-
around. Nur eine Ausnahme gab es
seit Ende des Zweiten Weltkriegs: der
bis 2002 tobende Bärenmarkt.
Belastet durch die Terroranschläge
und Betrugsfälle bei Enron und World-
Com drehte die Wall Street neun Mo-
nate nach der Konjunktur. Was das
aktuelle Umfeld betrifft, gibt es sicher
Grund zur Hoffnung. Die Intensität
der Rezession scheint nachzulassen.
Weniger schlechte Nachrichten lin-
dern die Sorge vor einem anhaltenden
Kollaps der Konjunktur. Stattdessen
fürchten Anleger die nächste Rallye
zu verpassen. Sicherheit mag wich-
tiger als Performance sein und doch
gilt es, die Verluste rasch aufzuholen.
Den größten Hebel bieten die ausge-
bombten Verlierer der Finanzkrise.
Seit Wochen gehört die Citigroup
zu den meist gehandelten Aktien an
der Wall Street. Kein ungefährliches
Spiel. Zweifelsohne: Die Risikobereit-
schaft der Anleger steigt und liegt auf
dem höchsten Niveau seit August
letzten Jahres. Fast 40 Prozent der
Amerikaner sind davon überzeugt,
dass der Weg zu einer besseren Zu-
kunft eingeschlagen ist. Barack Oba-
ma beweist sich als Chef-Cheerleader
und genießt einen Zuspruch von
60 Prozent der Wähler. Seine Bereit-
schaft, den perfekten Sturm mit
schweren Waffen zu bekämpfen,
sorgt für Optimismus. Wie auch der
Kampfeswille von Notenbank-Chef
Ben Bernanke. Obgleich stark kriti-
siert, zahlt sich das aggressive Vorge-
hen aus. Die amerikanische Konjunk-
tur erweist sich im Vergleich zu Japan
oder der Euro-Zone als besonders wi-
derstandsfähig. Und das, obwohl die
Krise dort ihren Ursprung fand.
In schwierigen Zeiten darf weder
gefackelt werden, noch sollte man
mit kleinen Steinen auf Elefanten
werfen. Obamas Konjunkturpaket
macht über fünf Prozent des Brutto-
inlandsprodukts aus. In Deutschland,
Frankreich oder Japan liegt der Sti-
mulus bei zwei Prozent der Konjunk-
tur. Dass die US-Notenbank ihre Bi-
lanz auf rund 20 Prozent der Kon-
junktur ausweitet und eigene Staats-
anleihen kauft, mag riskant sein,
sorgt aber für zusätzlichen Treibstoff.
Ungewöhnliche Zeiten erfordern un-
gewöhnliche Methoden. Soll sich die
Stabilisierung fortsetzen und die Re-
zession besiegt werden, darf es an
Entschlossenheit nicht fehlen. Vor
allem nicht jetzt, wo der Glaube an
die Macht der Notenbank und des
Staates bei Investoren zurückkehrt.
Dass das Prinzip Hoffnung seit sechs
Wochen Einzug hält, liegt an den
Steuerbegünstigungen und niedrigen
Zinsen bei Hypotheken. Beides
kommt zunehmend in der Konjunk-
tur an. Schlechte Nachrichten wer-
den weniger schlecht. Selbst Corpo-
rate Amerika konnte im ersten Quar-
tal die Schätzungen übertreffen. Wie
dem auch sei, liegen die Ergebnisse
35 Prozent unter Vorjahr. Kurzum:
weniger schlecht ist nicht gleich gut.
Die Auslastung der Konjunktur ist
niedrig und die Umsätze liegen weit
unter Vorjahr. Unternehmen sind ge-
zwungen, die Kosten durch Personal-
abbau oder sinkende Löhne zu redu-
zieren. Schrumpfende Einkommen
und eine steigende Sparrate stellen
eine Gefahr für den Konsum dar.
Ein Sieg gegen die Rezession
kann erst dann ausgerufen werden,
wenn die Erstanträge auf Arbeitslo-
senhilfe sinken – was noch nicht der
Fall ist. In anderen Worten: Investo-
ren sollten nicht zu aggressiv auf das
Ende des Bärenmarktes setzen. Si-
cherheit vor Performance bleibt
oberste Prämisse.
Die sieben Leben der Wall Street
Markus Koch, Börsenspezialist des Nachrichtensenders NTV, in einem Gastbeitrag
über das Anlegen von Geld in unsicheren Zeiten
Markus Koch
wird von seinen Fans
„BörsenKoch“ genannt. Seinen
Bekanntheitsgrad hat er vor allem
dem Nachrichtensender NTV zu
verdanken.
Seit 1996 berichtet er live vom
Parkett der New Yorker Aktienbörse.
Seine Ersterscheinung „Erfolgs-
rezepte vom BörsenKoch“ war
ein Bestseller.
Seit 2006 ist er als Markt- und
Börsenexperte aktiv.
zur Person
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o r t r a G
Zu einer exklusiven Vortragsveran-
staltung mit Markus Koch am
14. Mai im Rahmen des Finanz-
Forums in Q110 halten wir 5x2 Ein-
trittskarten vor. Schicken Sie bis zum
12. Mai eine E-Mail an
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