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icht durchflutet den Raum. Eine aufge-
bockte Holzplatte dient als Arbeitstisch,
dessen Oberfläche durch unzählige Farb-
spritzer eine bunt marmorierende Struktur er-
halten hat. In weißen Schalen mischt Thomas
Huber unterschiedliche Rottöne an. Der inter-
national bekannte Maler ist seit Jahren treuer
Mieter der GEWOBAG. Hubers Atelier befin-
det sich in Charlottenburg am Klausenerplatz.
Es ist ein belebter Kiez, dessen Besonderhei-
ten den Künstler auf vielfältige – und manch-
mal auch überraschende Weise – beeinflussen:
„In meiner Nachbarschaft läuten immer um
sechs und um zwölf die Glocken, das fasziniert
und inspiriert mich sehr“, erklärt Huber. „Denn
der Glockenklang durchdringt Außen- und In-
nenraum. Und was mich in meiner künstleri-
schen Arbeit am meisten interessiert, ist die
Räumlichkeit. Jede Form von Raum, der sich
öffnet. So wie dies durch den Glockenklang
geschieht.“ In einem Gebäude, in dem er kei-
ne täglichen Glockenschläge erleben könne,
bekennt der Künstler, würde er nicht leben
wollen. Tatsächlich beschäftigen sich fast alle
Bilder Hubers mit Räumen und deren imaginä-
rer Durchdringung. Ein zweites großes Feld,
das ihn in seinen Arbeiten beschäftigt, ist das
Phänomen der Perspektive. In der Umsetzung
seiner Vorstellungen geht der bildende Künst-
ler mit der Akribie eines Wissenschaftlers ans
Werk. „Jede Sache in diesem imaginären Raum
meines Bildes kann ich über eine technisch-
geometrische Methode genau definieren.“ Für
einen Künstler wie Thomas Huber beschränkt
sich die Kreativität natürlich nicht allein auf
sein Atelier. So sitzt er häufig mit dem Skiz-
zenheft in einem der Cafés rund um den Klau-
senerplatz und zeichnet mit dem Bleistift einen
„Grundriss oder Aufriss“ für ein neues Werk,
wie er es nennt.
Auch visuell und emotional bietet der
Charlottenburger Kiez Huber viele Impulse.
So findet der Künstler, dessen Werke schon
im Centre Pompidou in Paris und auf der Do-
cumenta in Kassel zu sehen waren, häufig
auf Spaziergängen in der Nachbar­schaft Ins-
piration. „Beispielsweise werde ich ­durch die
Sand- oder Erdhügel angeregt, die sich im
Charlottenburger Park befinden.“ Für Huber
sind Hügel und Bodenlöcher Ausdruck einer
Bipolarität, der er in seiner Kunst nachspürt:
„In meinen Arbeiten beschäftige
ich mich oft mit Räumlichkeit.“
Thomas Huber, Künstler
Thomas Hubers Arbeitsraum ist nahezu asketisch eingerichtet – alles ist auf das Wesentliche konzentriert. Das Atelier liegt in einem GEWOBAG-Gebäude am Klausenerplatz.
berliner
leben
1/2013
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Fotos: Volker Renner
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