Jedem Positiv, also in diesem Fall dem offen-
sichtlichen Hügel auf der Rasenfläche, muss ja
ein Negativ, also ein Aushub, entgegenstehen,
auch wenn dieser für den Parkbesucher nicht
sichtbar ist.
Anregungen für seine Kulturprojekte findet
auch das Multitalent Bernd Boßmann direkt
vor der Haustür. Der gelernte Krankenpfleger
und ausgebildete Schauspieler hat in einem
GEWOBAG-Gebäude in der Kulmer Straße in
Schöneberg das passende Domizil für sein The-
ater O-TonArt entdeckt. Die von Boßmann
liebevoll „Hoftheater für königliche Unterhal-
tung“ genannte Spielstätte mit ihren 74 ge­
mütlichen Sitzplätzen öffnete 2009 ihre Tore
und verfügt mittlerweile über ein Stammpubli-
kum. Das Gros der Besucher kommt aus Schö-
neberg, aber die Qualität des Programms zieht
auch Gäste aus entfernteren Bezirken und
Touristen an. Freunde der leichten Unterhal-
tung und des Chansons kommen hier ebenso
auf ihre Kosten wie die Fans der legendären
Travestie-Shows oder der A-cappella-Gesangs-
Abende. Viel Unterstützung erhält Boßmann
von rund zwanzig ehrenamtlichen Helfern aus
der Nachbarschaft, die solche Aufführungen
möglich machen.
Angefangen hat Boßmanns kulturelles En-
gagement in Schöneberg vor sieben Jahren mit
einer „Ich-AG für flexible Dienstleistungen“.
Mittlerweile betreibt der Wahlberliner, der am
Niederrhein aufwuchs, sechs angemeldete Ge-
werbe, darunter ein Café auf dem nahe gele-
genen St. Matthäus Friedhof. Auch hinter der
Idee für den Förderverein Efeu, der erfolgreich
Patenschaften für historische Gräber auf dem
Friedhof vermittelt, steckt das Energiebündel
Boßmann. Schulklassen oder Kitas nutzen das
von ihm geschaffene Angebot, um den Spuren
der dort begrabenen Berühmtheiten nachzu-
spüren oder sich mit dem Thema Trauer und
Tod auseinanderzusetzen.
Boßmann deckt mit seinen Aktivitäten im
Kiez also eine nahezu unbegrenzte Bandbreite
ab. Doch woher nimmt man die Energie für so
viele verschiedenartige Projekte? „Ich habe ei-
ne Idee und muss sie einfach umsetzen, das
scheint andere zu motivieren“, erklärt der lie-
bevoll „Kiezkönig von Schöneberg“ genannte
Freigeist. „Es geht darum, etwas aufzubauen,
auch wenn man weiß, dass man kaum Mittel
„Das Theater O-Tonart ist wie ein
Kiez im Kiez.“
Bernd Boßmann, Kulturunternehmer
Sein Theater O-TonArt betreibt Bernd Boßmann in GEWOBAG-Räumen in der Kulmer Straße. Längst ist das charmante Kieztheater kein Geheimtipp mehr.
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