D
ie Berliner LehrerinAngela Köhler-
Krützfeld fährt im kommenden
Frühjahr zumScience on Stage Festival
nach Dänemark. Auf dieser Veranstal-
tung tauschen sich Pädagogen aus ganz
Europa aus, die Strategien entwickeln,
um ihre Schüler stärker für Naturwis-
senschaften zu interessieren.
Frau Köhler-Krütz-
feld, was verbirgt
sich hinter Schoko-
Science?
Es gibt seit Län-
gerem die Erkennt-
nis, dass Wissen
nachhaltiger erlangt
wird, wenn der Un-
terricht alltagsori-
entiert ist. Bei Scho-
ko-Science geht es
umein Produkt, das
Kinder und Jugend-
liche kennen und
mögen. Die Schüler
interessieren sich für diese Leckerei und
stellen deshalb von sich aus Fragenwie:
Woraus besteht Schokolade eigentlich?
Und schon kann der chemische Begriff
homogenes Gemisch auf anschauliche
Weise vermittelt werden. Ist eine Sache
geklärt, folgen andere Fragen. Können
wir einzelne Bestandteile wie Fett oder
Eiweiße auch wieder auseinanderbe-
kommen? Dazu können wir dann ein
Experiment zu Trennverfahren durch-
führen. Und so geht es immer weiter.
Lässt sich Schoko-Science für jede Alters-
gruppe realisieren?
Ja. Es gibt rund um Schokolade und
Pralinen genügend Experimente ver-
schiedener Schwierigkeitsgrade für Kin-
der und Jugendliche zwischen zehnund
19 Jahren. Undman kann einzelneThe-
men des Projektpakets auch gut in ein
oder zwei Unterrichtsstunden im Fach
Chemie für jede Stufe unterbringen.
Lernen die Schokoladenforscher hier
auch für andere Unterrichtsfächer?
Ja, der projektartige Unterricht mit
Experimenten rund um das Thema ist
quasi interdisziplinär. Es ergeben sich
vielfach physikalische undmathemati-
sche Aufgabenstellungen. Und auch
technologische oder ökonomische As-
pekte können behandelt werden.
Wienehmendie SchülerinnenundSchü-
ler Schoko-Science an?
Hervorragend. Schokolade hat ja per
se etwas Emotionales und das Lernen
erfolgt dann auch auf emotionalem
Weg. Besonders gut kommt auch immer
die biologische Entsorgung von Ver-
suchsresten an, also, wenn die Schüler
Schokolade verputzen dürfen. Beson-
ders schön ist es, dass diese Art des Un-
terrichts auch Schüler erreicht, die sich
sonst nicht für Naturwissenschaft inte-
ressieren. Ich habe festgestellt, dass
auch bei diesen Schülern echte Lerner-
folge aus der Projektarbeit resultieren.
Werden solche innovativen Projekte be-
reits durch die Lehrpläne unterstützt?
Nicht aktiv, aber ich denke, Lehrer
können sich den Freiraum für Alltags-
projekte selber schaffen. Meine Kolle-
gen am Romain-Rolland-Gymnasium
und ich versuchen beispielsweise häu-
fig, Dinge imUnterricht sinnlich erfahr-
bar zu machen. Das direkte Erlebnis
geht ja im Alltag der Jugendlichen zu-
gunstender virtuellenEindrücke immer
mehr verloren. Wir tauschen uns aus,
wie sinnliches Lernen imUnterricht in-
tegrierbar ist, beispielsweise mit Scho-
ko-Science. Viele Kollegen greifen sol-
che Ideen für den Unterricht gern auf.
Interview: Ariana Mirza
Leckeres Lernen
Chemie kann auch auf lebensnahe Weise vermittelt werden – ein Schokoladenprojekt macht es vor
Jupiterimages
Kinder sind Naschkatzen. Das macht sich das Schoko-Science-Konzept zunutze.
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e
ruf und Karr iere
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Privat
Angela Köhler-
Krützfeld
Lehrerin am
Romain-Rolland-
Gymnasium
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