8
B a h n b e i l a g e
M i t t wo c h , 1. D e z emb e r 2 010
A
nja Vehlow deutet auf die mit Reben
bedeckten Hänge des Osterbergs.
„Ist das nicht ein schöner Anblick?
Da drüben wächst der Saale-Unstrut-Wein!“
Die Projekt-Teamleiterin ist stolz darauf,
wie elegant schwebend sich das filigrane
Brückenbauwerk, das hier unter ihrer Lei-
tung entsteht, in die Bilderbuchlandschaft
einfügt.
Wir stehen in 50 Metern Höhe und ge-
nießen den atemberaubenden Ausblick, der
bald auch die Zugreisenden erwartet. Anja
Vehlow überprüft, wie die Arbeiten voran-
schreiten und lächelt zufrieden. Soeben
wird in luftiger Höhe ein weiterer Überbau-
abschnitt für das semi-integrale Bauwerk
betoniert. Die Innenrüttler garantieren mit
ihrer Arbeit die qualitätsgerechte Verdich-
tung des Betons. Sie machen einen guten
Job. Vehlow kann das beurteilen, sie ist
nicht nur am Schreibtisch federführend,
sondern auch ein waschechter Baustellen-
profi. 1994 trat die Diplom-Ingenieurin für
Bauwesen ihre erste Stelle in einemmittel-
ständischen Hochbauunternehmen an –
und wurde direkt in der Bauleitung tätig.
„Ichmag nunmal Herausforderungen“, sagt
Vehlow. Zwei Krankenhäuser entstanden
unter ihrem Kommando. „Da kommt es auf
Ästhetik und Sorgfalt imDetail an. Das sind
Ansprüche, die ich jetzt beim Strecken- und
Brückenbau einbringe.“ Verantwortung
scheut die Thüringerin, die in Leipzig und
Dresden studierte, aus Prinzip nicht. Seit
sie 2002 zur DB wechselte, übernahm die
zierliche Frau ausschließlich Führungsauf-
gaben. „Die DB hat von Anfang an Vertrau-
en im mich gesetzt. Dass ich weiblich bin,
spielt hier keine Rolle, nur meine Kompe-
tenz“, berichtet die Mutter einer 11-jährigen
Tochter. Für die Koordination der Subun-
ternehmen sowie die Budgetverwaltung in
Großprojekten bringt Anja Vehlowwahrlich
beste Voraussetzungen mit. „Durch meine
früheren Jobs in Baufirmen kenne ich die
Tricks, aber auch die Empfindlichkeiten der
Unternehmen, an die wir die Aufträge ver-
geben“, bestätigt die Teamchefin West au-
genzwinkernd.
So viel Tatkraft ist beeindruckend. Aber
wie bringt die Projektmanagerin bei dem
gewaltigen Aufgabenpaket Familie und Ar-
beit unter einen Hut? Ist das für eine Frau
nicht doch noch etwas schwieriger als für
einenMann? „Ach was“, winkt Anja Vehlow
ab. „Viele Arbeiten kann ich auch am Note-
book zu Hause erledigen, während meine
Tochter für die nächste Mathearbeit paukt.“
Selbst ihr Lebensgefährte akzeptiere, dass
sie Arbeit mit nach Hause bringt, erzählt
Vehlow. Doch am wichtigsten sei die Ver-
lässlichkeit ihrer Mitarbeiter. „Ich habe ein
Top-Team, auf das ich bauen kann.“
Unstruttalbrücke
Bauwerkslänge 2668 m
Brückenbreite 13,95 m bis
15,93 m im östlichen Teil
Maximale Brückenhöhe 49 m
(Fahrbahn über Talgrund)
Stützweiten zwischen den
Pfeilern 58 m, bei den Brü-
ckenbögen jeweils 116 m
Streckengeschwindigkeit
300km/h
Stand der Bauarbeiten am
30.10.10
Die Gründungsarbeiten sind
zu 100% abgeschlossen.
Die Unterbauten (Pfeiler) sind
zu 65% fertiggestellt und der
Überbau zu ca. 50% abge-
schlossen.
Die Nebenanlagen sind zu ca.
50% erledigt.
Weitere Fakten
Semi-integrales Brücken­
bauwerk
Großbohrpfähle aus Beton
reichen in bis zu 40 m Tiefe.
Die Fahrbahn verläuft auf
hintereinander liegenden
fugen- und lagerlosen
Stahlbeton-Trägern.
Investition 60 Mill. €
Alle Baugewerke sind bereits
im Einsatz.
In der Mitte stützt sich die
Konstruktion auf Stahlbeton-
bögen in Form eines um­
gedrehten V.
Herstellung Überbau: mit
Vorschubgerüst
Oberbauart der Brücke: Feste
Fahrbahn
Die ökologische Bauüber­
wachung ist vor Ort.
geplante Inbetriebnahme der
Brücke 2015
Zahlen
&
Fakten
Die charmante
Macherin
Projekt-Teamleiterin Anja Vehlow bringt Sachverstand und Tatkraft ein.
Neben der Sicherheit behält sie auch die Ästhetik im Blick.
Die Unstruttalbrücke besitzt eine elegante Silhouette. Das ist typisch für ein semi-integrales Bauwerk.
DB AG
Projekt-Teamleiterin
Anja Vehlow
,
Team West
Raufeld/Gerd Metzner
Raufeld/Gerd Metzner
1,2,3,4,5,6-7 9,10,11,12