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M i t t wo c h , 1. D e z emb e r 2 010
B a h n b e i l a g e
Saale-Elster-Talbrücke
Bauwerkslänge 6,5 km
Brückenbreite 13,90m
Streckengeschwindigkeit
Hauptbrücke 300km/h
Brückenhöhe maximal 21m
Rüstträger Spannweite 44m
Stabbogenbrücke Spannweite
110m
Anzahl Brückenpfeiler 208
Stand der Bauarbeiten am
30.10.10
100 Überbauten fertiggestellt
(47%)
142 Pfeiler fertiggestellt
(68%)
171 Gründungen fertiggestellt
(81%)
Abzweigbrücke Halle
Bauwerkslänge 2,1 km
Brückenbreite 8,9m
Streckengeschwindigkeit
160km/h
Weitere Fakten
Die Gleise liegen in einer
schotterlosen festen Fahr-
bahn.
Investition 150 Mill.
alle Gewerke bereits im Einsatz
ökologische Bauüberwachung
geplante Fertigstellung der
Brücke 2012
W
arum arbeitet der gelernte Elek-
tromonteur, Elektroingenieur
und Verkehrstechniker Jürgen
Bahn eigentlich so gern imProjekt-Manage-
ment? Darauf findet der gradlinige Mensch
eine einfache Antwort: „Weil das eine un-
gemein vielfältige Sache ist, bei der Sie
genau sehen, was am Ende dabei heraus-
kommt.“ Wie das Projekt seit der Planungs-
phase in den 1990er-Jahren schrittweise
Gestalt annahm, das hat wohl kaum ein
Beteiligter so hautnah miterlebt wie der
44-jährige Projektleiter des Teams Ost.
Nomen est omen: Bereits sein erster Job
führte den gebürtigen Leipziger Jürgen
Bahn zur Reichsbahn. In der Abteilung In-
vestitionen übernahm die Nachwuchskraft
alsbald alle Aufgaben von der Planung bis
zur Realisierung. Seither ist der kühle Rech-
ner und akribische Planer in wechselnden
Führungspositionen mit dem Verkehrspro-
jekt Deutsche Einheit betraut. Bahn, der in
Dresden studierte, bewältigt die schwierige
Aufgabe, eine neue Strecke durch ein Na-
turschutz- und ein Wohngebiet im Stadtbe-
reich von Halle zu führen, mit Ernsthaftig-
keit und unermüdlichem Engagement. He-
rausforderungen gab und gibt es viele: Die
Brutzeit der Vögel, die unter Naturschutz
stehende Biberbevölkerung in der Saale-
Elster-Aue oder das Hochwasser, bei dem
der Baugrund wochenlang aussah „wie die
Meck­lenburger Seenplatte“, erzwingen im-
mer wieder Baustopps. Doch Leerlauf duldet
Jürgen Bahn nicht. An anderer Stelle des
Großprojekts kann indes weitergemacht
werden, lautet seine Devise. Eine gute Or-
ganisation, so weiß der Fachmann, spart
Zeit und Geld. So realisierte er bereits vor
Beginn der eigentlichen Bauarbeiten die
landschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen,
die sonst erst nach Abschluss eines Bau-
projekts durchgeführt werden. Vierhundert
Bäume ließ er in der vomBergbau geprägten
Landschaft östlich von Halle pflanzen. „Ich
mache gern klar Schiff“, sagt der Vater einer
20-jährigen Tochter. Jürgen Bahn ist stolz
darauf, dass in seinem Zuständigkeitsbe-
reich keine überflüssig gewordenen Stell-
werkruinen den Blick verschandeln. „Die
Gebäude haben wir direkt abgerissen.“ Was
sich so selbstverständlich anhört, bedeutet
für Jürgen Bahn viel Rechnerei. Das Budget
behält er ebenso im Blick wie den eng ge-
strickten Zeitplan. Nicht zuletzt gilt es, die
europäischen und nationalen Normen für
den Streckenbau zu erfüllen. „Wir entschei-
den uns immer für die strengste Vorschrift“,
versichert der Projektleiter.
Beim Blick über die weit fortgeschritte-
ne Baustelle tritt ein zufriedener Ausdruck
auf Jürgen Bahns Gesicht: Sein Einsatz
lohnt sich. Dass die Arbeiten der einzelnen
Gewerke vielfach von Fachkräften aus der
Region ausgeführt werden, freut den Pro-
jektleiter besonders. Er selbst nimmt sich
die Arbeit auch oft mit nach Hause. Dann
sitzt er selbst sonntags vorm Computer,
studiert Pläne und Protokolle. „Da bekomme
ich manchmal schon etwas Ärger mit mei-
ner Frau, die eigentlich einen Ausflug für
das Wochenende geplant hatte.“
Der kühle Kopf
Jürgen Bahn hat das VDE-Projekt mit aus der Wiege gehoben.
Der souveräne Praktiker findet für jedes Problem eine sensible Lösung.
Zahlen
&
Fakten
Das Vorschubgerüst der Saale-Elster-Talbrücke wird über die Pfeiler zum nächsten Brückenfeld geschoben.
DB AG
Projekt-Teamleiter
Jürgen Bahn
,
Team Ost
Raufeld/Gerd Metzner
1,2,3,4,5,6-7,8 10,11,12