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B a h n b e i l a g e
M i t t wo c h , 1. D e z emb e r 2 010
 erausforderung
aale-Elster-Talbrücke
Der Bau der längsten Brücke Deutschlands ist eine technische und
organisatorische Herausforderung.
Mittels modernster Technik wie dem Vor-Kopf-Verfahren kann der Eingriff in die Natur beim Brückenbau so gering wie möglich gehalten werden.
ie Saale-Elster-Aue ist eine einzigartige
Naturlandschaft, in die sich die neue
Trasse harmonisch einfügen soll. Des-
halb hat die Deutsche Bahn gemeinsam mit
Landes- und Bundesbehörden ein umfang-
reiches Schutzprogramm für die Umgebung
erstellt. Noch bevor der erste Spaten in die
Erde stach, prüften Experten im Planfeststel-
lungsverfahren verschiedene Möglichkeiten
auf Herz und Nieren.
Durchgesetzt hat sich die Variante einer
langen Talbrücke, die das natürliche Über-
flutungsgeschehen nicht behindert, wenig
Fläche beansprucht und überdies auch den
ökologisch-hydrologischen Zusammenhang
der Aue bewahrt. Um den weitgehenden
Schutz der Umwelt sicherzustellen, hat die
Deutsche Bahn neben der üblichen tech-
nischen Bau­überwachung auch eine ökolo-
gische Bau­überwachung eingesetzt. Ergän-
zend wurde ein unabhängiges hydrolo-
gisches Monitoring-Programm installiert.
Nach Abschluss der Bauarbeiten quert eine
Brücke von 6,5 Kilometer Länge das Biotop,
während in den Auen darunter die natürliche
Pflanzen- und Tierwelt weitgehend erhalten
bleibt. Die längste Brücke Deutschlands er-
laubt den Reisenden alsbald einen atembe-
raubenden Blick über die Auenlandschaft
vor den Toren Halles.
Anschluss ans Verkehrsnetz
Der Streckenbau erfüllt neben seiner Bedeu-
tung für den Fernverkehr auch eine infra-
strukturelle Aufgabe für die Region: Die
Stadt Halle erhält durch einen 2,1 Kilometer
langen Brückenabzweig ihre Anbindung an
die Neubautrasse. Die Einfädelung in die
Strecke Weißenfels–Halle erfolgt vor dem
neuen Haltepunkt Halle-Ammendorf. Der
durchgehende Brückenstrang der Schnell-
fahrstrecke von Erfurt in Richtung Osten
stellt den Anschluss an den bereits 2003
eröffneten Streckenabschnitt Gröbers – Flug-
hafen Leipzig/Halle – Leipzig Hbf mit Ab-
zweig zum Güterverkehrszentrum Leipzig
her. Der Hauptstrang überquert den abzwei-
genden Streckenast nach Halle auf einer
sogenannten Stahlbogenbrücke, bei der die
Fahrbahn an einem Stahlbogen hängt. In
diesem Bereich weitet sich die Saale-Elster-
Talbrücke auf vier Gleise, ansonsten besitzt
sie zwei Gleise.
Der Bau der Talbrücke ist eine gewaltige
Aufgabe für Planer und Ausführende. Denn
neben der technischen Herausforderung gibt
es die Prämisse des Naturschutzes. Das be-
deutet nicht zuletzt etliche Zwangspausen
bei den Bauarbeiten, die Zeit, Geld undMühe
kosten. So müssen beispielsweise während
der Vogelbrutzeit von Anfang April bis Mit-
te Juli jegliche Tätigkeiten auf der Baustelle
ruhen.
Der Elbebiber, der an der Saale selten zu
finden ist, sorgte ebenfalls für einen Bau-
stopp. „Als eine solche Biberfamilie ungefähr
acht Meter neben einem Pfeiler auftauchte,
haben wir den Bereich eingezäunt und einen
Biberrettungshügel gebaut“, berichtet Pro-
jektleiter Jürgen Bahn. Doch damit nicht
genug. Auch die am Biberbau gelegene Bau-
straße musste nach Rücksprache mit der
ökologischen Bauüberwachung umgehend
verlegt werden.
In diesem Jahr kommt als weitere Er-
schwernis das extreme Hochwasser hinzu,
das südlich vom Burgholz die Auenland-
schaft immer wieder in eine Seenlandschaft
verwandelt.
Umweltschonende Technik
Der Umweltschutzgedanke, der die Bau­
arbeiten begleitet, spiegelt sich in den mo-
dernen Baumethoden. An sensiblen Stellen
imöstlichen und nördlichen Auengebiet wird
auf Baustraßen gänzlich verzichtet. Hier
kommt das aufwendige Vor-Kopf-Bauverfah-
ren zum Zug. Gründungen, Pfeiler und der
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