Von RobeRt Domes
Gute Konzepte und Qualität im Lokalteil ge-
hören für ein modernes Medium zum Pflicht-
programm. Dies unterstrich eine Runde aus
Chefredakteuren und Medienexperten, die in
Berlin auf Einladung der Konrad-Adenauer-
Stiftung tagte. Ein gut konzeptionierter Lo-
kalteil gibt den Lesern Identität, stärkt die
kritische Öffentlichkeit, schweißt eine Re-
daktion zusammen und
lässt die Menschen an
der Gestaltung des Ge-
meinwesens teilhaben.
Dazu gab es von den
Redaktionsleitern viele
Beispiele.
Aber ist guter Lo-
kaljournalismus auch
erfolgreich auf dem
Markt? Diese Frage ist
bisher nicht fundiert
wissenschaftlich un-
tersucht worden, meint
Jan Bayer, Vorstand
Welt-Gruppe und Technik bei Axel Springer.
Er hat sich deshalb die Auflagenentwicklung
der Zeitungen angeschaut, die in den vergan-
genen Jahren besonders oft mit dem Deut-
schen Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet
wurden. Er kam zu einem überraschenden
Ergebnis.
Der durchschnittliche Rückgang bei den
Auflagen deutscher Tageszeitungen lag in
den letzten zehn Jahren bei 2,4 Prozent, sagt
Bayer. Die Häuser, die besonders viele Prei-
se gewonnen haben, hatten im Durchschnitt
jedoch lediglich ein Minus von 1,4 Prozent.
„Wenn Sie alleine diesen Prozentpunkt Unter-
schied nehmen in den letzten zehn Jahren“,
so der Springer-Vorstand, „dann haben diese
Verlage in Summe zehn Millionen mehr Ver-
triebsumsätze generiert.“
Ein Zusammenhang zwischen Journalisten-
preisen und Vertriebsumsatz sei damit natür-
lich nicht bewiesen. Aber, so Bayer: „Es gibt
zumindest eine Korrelation zwischen Enga-
gement und Leidenschaft der Redaktionen
und Erfolg auf dem Markt.“ Entscheidend sei
letztlich die Motivation der Redaktion, in Kon-
zepten zu denken und in der Gemeinschaft
etwas zu entwickeln.
Qualität verkauft
sich
Solche Konzepte ste-
hen auch bei der Jury
des Deutschen Lo-
kaljournalistenpreises
hoch im Kurs, wie
deren Sprecher Diet-
er Golombek betont.
Überdies ist er sicher:
„Eine Zeitung, die Qua-
litätsjournalismus lie-
fert, verkauft sich bes-
ser als andere, die in
Routinen erstarren.“
Dies unterstreichen auch Chefredakteure in-
novativer Redaktionen. Ihr Leitmotiv ist stets
dasselbe: Nähe. Egal ob in der Großstadt oder
auf dem flachen Land – guter Lokaljourna-
lismus kommt den Menschen so nahe wie
noch nie.
Heike Groll, Mitglied der Chefredaktion
beim
Fränkischen Tag
in Bamberg, fasst es
so zusammen: „Gute
Lokalzeitungen bewe-
gen sich da, wo ihre
Leser sind. Und sie
zeichnen sich dadurch
aus, dass sie ihre Be-
richterstattung nicht
dem unberechenbaren
Zufall unterwerfen, son-
dern sie mit einem kla-
ren Konzept vor Augen
aktiv gestalten.“
Dabei geht es je-
doch um weit mehr
als um Themen, die
den Menschen wichtig sind. Nähe wird als
Prinzip verstanden, das sich auf alle Ebenen
auswirkt: auf die Blattstruktur, die Arbeitsab-
läufe, das Selbstverständnis der Redakteure,
die Herangehensweise an Geschichten und
Menschen.
Stefan Lutz, Chefredakteur beim
Süd-
kurier
in Konstanz, nennt es „konsequente
Heimatliebe“. Er ist überzeugt: „Die Nach-
richt aus der Heimat sichert uns Auflage und
wirtschaftliche Stabilität.“ Das erfordere neue
Dieter Golombek
ist Sprecher der
Jury des Deutschen
Lokaljournalisten-
preises.
Jan Beyer ist Vor-
stand Welt-Gruppe
und Technik bei
Axel Springer.
Heike Groll gehört
der Chefredaktion
des Fränkischen
Tags (Bamberg) an.
Es gibt eine Kor-
relation zwischen
Leidenschaft der
Redaktionen und
Erfolg auf dem
Markt.
Erfolg durch Nähe
Auf einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung
wurde über die Bedingungen für erfolgreichen
Lokaljournalismus diskutiert.
MAGAZIN
Zukunft des Lokalen
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