9
Humboldt
kosmos
101/2013
Hilft afrikanische
Heilkunst gegen Krebs,
Herr Kuete?
Auch in Afrika leiden viele Menschen an Krebs. In Kamerun zum
Beispiel steigt die Zahl der Neuerkrankungen stetig. Aber nur
wenige Kranke haben das Geld für einen Arzt. Die anderen gehen
zum örtlichen Heiler.
Dort bekommen sie meist eine pflanzliche Mixtur, deren Zusam-
mensetzung ein gut gehütetes Geheimnis bleibt. „Wir wollten unbe-
dingt mehr darüber erfahren und haben Heiler im ganzen Land auf-
gesucht“, berichtet der kamerunische Biochemiker Victor Kuete.
Mehr als 200 angeblich heilkräftige Pflanzen trugen Kuete und seine
Kollegen zusammen – Gewächse mit so klangvollen Namen wie Rie-
senkugeldistel, Kap-Pfeffer, Silberhaargras und Mohrenpfeffer. Im
Labor extrahierten sie anschließend die Pflanzeninhaltsstoffe. Aber
richten die Substanzen wirklich etwas gegen Krebs aus? Und wie ließe
sich der Effekt erklären? Als Victor Kuete vor vier Jahren erstmals
nach Mainz reiste, hatte er eine Menge Fragen im Kopf – und viele
Glasröhrchen mit Pflanzenextrakten im Gepäck.
Mehr als 100 kamerunische Proben sind inzwischen untersucht.
Wie sich bei Versuchen in der Petrischale zeigte, bremsen einige
Inhaltsstoffe sogar das Wachstum von Tumorzellen, die auf hochpo-
tente Krebsmedikamente nicht mehr reagieren. Tierversuche und
Studien an Patienten stehen noch aus, doch Victor Kuete denkt schon
weit in die Zukunft: „Arzneien aus afrikanischen Pflanzen könnten
die Krebstherapie weltweit voranbringen und meinen Landsleuten
eine bessere und erschwingliche Behandlung ermöglichen.“
Der Biochemiker
Dr. Victor Kuete
forscht an der Université de
Dschang, Kamerun. Derzeit ist er Humboldt-Forschungsstipendiat an
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...34