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Humboldt
kosmos
101/2013
„Deutschland punktet
mit beruflicher Sicher-
heit und kreativen
Freiräumen.“
Schwerpunkt
So ist die Humboldt-Professur, auch wenn sie exzellente Forscherin-
nen und Forscher würdigt, tatsächlich kein Forschungspreis im alt-
hergebrachten Sinn. Wenn es sich beim Nobelpreis um einen Rolls-
Royce handelt, dann ist die Humboldt-Professur ein Tesla. Sie ist ein
modernes Instrument im globalen Standortwettbewerb um die besten
Ideen und Köpfe. Sie gibt deutschen Universitäten die nötigen Mittel,
um auf dem internationalen Forschertransfermarkt erfolgreich mitzu-
bieten. Sie sollen so attraktive Rahmenbedingungen schaffen können,
dass sich die auch in ihrer Heimat mit Bleibeangeboten Umworbenen
am Ende für Aachen entscheiden statt für New York, für Hamburg
statt Harvard oder für Bonn statt Cambridge. Dennoch geht manches
Rennen verloren. Etwa jede vierte Berufungsverhandlung scheitert
und der Humboldt-Professor in spe entscheidet sich, doch nicht nach
Deutschland zu kommen. Längst nicht immer liegt es am Geld.
Welche Faktoren über Erfolg und Misserfolg des globalen Head-
huntings entscheiden und welche Erwartungen an den Preis sich
erfüllt haben und welche nicht, hat die Humboldt-Stiftung in einer
ersten Zwischenbilanz untersucht. Die ersten im Jahr 2009 Ausgezeich­
neten schließen gerade ihre fünfjährige Zeit als Preisträger ab. Als
Vorarbeit zu einer großen Evaluation, die für das Jahr 2015 geplant
ist, wurden die aktuellen Preisträger und Universitäten zu ihren
Erfahrungen befragt und bibliometrische Analysen durchgeführt.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse:
Geld ist nicht alles – Der Wert der weichen
Faktoren 
Für die meisten der befragten Professoren war das
deutsche Angebot so attraktiv, dass die bisherige Heimateinrichtung
kein konkurrenzfähiges Bleibeangebot machen konnte. Hinzu
kommt das bereits entstandene international hohe Renommee der
Auszeichnung, das eine Humboldt-Professur zu einem Angebot
macht, „das man nicht abschlagen kann“, so einer der Professoren in
der Befragung. Doch es gibt auch solche, die beim Gehalt Abschläge
hinnehmen. Vor allem, wenn sie aus den USA kommen, dem
Hauptherkunftsland der Preisträger. Schließlich ist das dortige
Gehaltsgefüge immer noch vergleichsweise hoch, obwohl es seit der
Finanzkrise nachgegeben hat und selbst die großen Eliteuniversitäten
finanziell Federn lassen mussten. Dafür kann Deutschland mit beruf-
Forschungsbereiche*
nominierungen*
Aus welchen Forschungsbereichen kamen die
Professoren? (absolute Zahlen in Klammern)
Wie viele Nominierungen gab es?
Wie häufig kam es letztlich zu Berufungen?
Lebenswissen­
schaften (5)
Naturwissen­
schaften (16)
15%
Nominierungen
138
Bewilligungen
45
Berufungen
34
Ingenieurwissen­
schaften (3)
9%
Geistes- und Sozial­
wissenschaften (10)
29%
47%
* Förderperiode von 2009 bis 2013
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...34