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Humboldt
kosmos
101/2013
Wie gut ist die
Berliner Luft,
Herr Taheri
Shahraiyni?
Wer kennt es nicht, das Lied von der Berliner Luft? Die mit dem
holden Duft, in dem nur selten was verpufft. In Wirklichkeit war
Berlin, als Paul Lincke seinen berühmten Schlager im Jahr 1904
schrieb, eine schmutzige, stinkende Industriestadt. Die Qualität
der Berliner Luft ist heute viel besser und doch übersteigt ihr
Schadstoffgehalt gelegentlich die Grenzwerte. Für die Stadtbewoh-
ner kann das Lungen- und Herzerkrankungen zur Folge haben.
„Jeder sollte in der Lage sein, solchen Gesundheitsgefahren
zumindest auszuweichen“, sagt Hamid Taheri Shahraiyni. Der irani-
sche Umweltforscher entwickelt an der Freien Universität Berlin eine
ausgeklügelte Rechenmethode, um die Verteilung von Feinstaub und
anderen Schadstoffen kleinräumig vorherzusagen. Er nutzt dafür die
vorhandene Infrastruktur der Stadt: knapp 50 teils fest installierte,
teils mobile Schadstoffmessgeräte, mit denen sich die Ausbreitung
schädlicher Stoffe grob bestimmen lässt. Taheri Shahraiynis Compu-
terberechnungen sind weitaus präziser. Ob sie auch mit der Wirklich-
keit übereinstimmen, will der Gastforscher im kommenden Jahr in
Berlin überprüfen. Gelingt der Test, dann werden Asthmatiker viel-
leicht schon bald ihren Spaziergang mit dem Handy planen: ein paar
Stunden im Voraus und in der saubersten Luft der Stadt. Den größten
Bedarf für seine kostengünstige Technik sieht Taheri Shahraiyni in
den verpesteten Großstädten der Schwellenländer. Gute Luft ist
lebenswichtig – die Berliner können davon ein Lied singen.
Dr. Hamid Taheri Shahraiyni
forscht und lehrt im Bereich
Um­welt­wissenschaften an der Shahrood University of Technology,
Iran. Von Januar 2014 an arbeitet er als Georg Forster-Forschungs­
stipendiat am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin.
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