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Humboldt
kosmos
101/2013
„Deutschlands Nobelpreise vergeben“,
schrieb
die Süddeutsche Zeitung auf ihrer Titelseite, als die Alexander von
Humboldt-Professuren vor rund fünf Jahren erstmals verliehen wur-
den. Deutschlands Nobelpreise? Der Vergleich trifft zu und zielt
zugleich weit daneben. Einerseits sind die Ausgezeichneten genau wie
beimNobelpreis ganz oben angekommen. Einen höher dotierten For-
schungspreis als die bis zu fünf Millionen schwere Alexander von
Humboldt-Professur kann man in Deutschland nicht erhalten. Auch
nach internationalen Maßstäben ist diese Summe spitze. Anderer-
seits wird mit der Humboldt-Professur keine Lebensleistung oder
eine möglicherweise schon Jahrzehnte zurückliegende innovative
Theorie gewürdigt wie beim Nobelpreis. Ein Humboldt-Professor soll
noch viele Jahre produktives Forschen vor sich haben; manche von
ihnen sind nicht einmal 40 Jahre alt.
So wie in Stockholm kann man sich auch bei Humboldt nicht
selbst bewerben, die Kandidaten werden nominiert. Und zwar von
deutschen Unversitäten, die einen bestimmten Forscher oder eine
Forscherin aus dem Ausland gewinnen wollen und hierfür mit einem
Plan zur Einbindung des Preisträgers in ein strategisches Konzept
überzeugen müssen: Wie kann der Kandidat zur Internationalisie-
rung der Universität beitragen und ihr helfen, in einem bestimmten
Bereich zur Weltspitze aufzuschließen? Welche Strukturen, seien es
Labors, Großgeräte oder Arbeitsgruppen, sollen entstehen? Wie kann
der Nominierte als Kristallisationskeim wirken und welche Mittel
stehen bereit, um sein Team mit weiteren Spezialisten zu verstärken?
Wie ist die langfristige Perspektive über die fünf Jahre hinaus, in
denen das Preisgeld fließt? Dieses Konzept ist ebenso wichtig wie die
Exzellenz des Kandidaten.
Text 
Georg Scholl
Dank der Humboldt-Professur lockt Deutschland
internationale Forscherstars mit traumhaften
Angeboten. Eine Bilanz der ersten fünf Jahre.
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