Berlin
Bibliotheken
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tip Campus
April 2013
in denen kein nerviges Tippen auf der Tas-
tatur die Konzentration stört. Zeitungsecken
und Lese-Lounges mit gemütlichen Sesseln
sorgen darüber hinaus für einen hohen
Wohlfühlfaktor. „Wir legen immer mehr Wert
auf Aufenthaltsqualität“, erklärt Dr. Werner,
„dazu gehören ein schönes und inspirieren-
des Ambiente, optimales Licht und eine
hochwertige Ausstattung. Bibliotheksnutzer
sollen sich als Gäste fühlen und schon beim
Betreten ein gutes Gefühl bekommen.“
Bibliotheken schaffen aber nicht nur op-
timale Lernbedingungen, sie haben auch
eine soziale Funktion, die wesentlich zu
ihrer steigenden Beliebtheit beiträgt. Wolf-
gang Thierse, Vizepräsident des Deutschen
Bundestages, bezeichnet sie bei seiner Fest-
rede zur Eröffnung des neuen Lesesaals der
Staatsbibliothek Unter den Linden treffend
als „gesellige Wissenschaftsorte“. So gehen
viele in die Bibliothek, um Freunde und
Gleichgesinnte zu treffen oder sich mit an-
deren über ihre Forschungen auszutau-
schen.
Auch Michaela Kaufmann schreibt aus die-
sem Grund ihre Dissertation über die Rolle der
Frau zur Zeit des Nazi-Regimes lieber im Kul-
turforum am Potsdamer Platz anstatt zu Hau-
se am eigenen Schreibtisch: „Wenn man den
ganzen Tag über den Büchern hängt, kann das
schnell einsam werden. Hier kann ich mich
mit meinen Mitdoktoranden zum Kaffeetrin-
ken in der Cafeteria verabreden.“ Nach einer
kurzen Pause mit Freunden sei sie dann auch
wieder viel besser gelaunt und motiviert, wei-
terzuarbeiten, fügt Michaela hinzu. Der sozi-
ale Aspekt von Bibliotheken spielt vor allem
bei Lernmuffeln eine entscheidende Rolle, da
auf diese Weise die anstrengende, geistige
Arbeit mit positiven Emotionen verknüpft
wird.
Lesesäle wie der der Staatsbibliothek sind
aber noch aus einem ganz anderen Grund
dauerhaft überfüllt. Ihr Bücherangebot be-
steht zu großen Teilen aus Präsenzbeständen,
wodurch die Nutzer gezwungen sind, die Bü-
cher vor Ort zu studieren. Der Autor Roland J.
Hoffmann ist einer von ihnen. Um für sein
Fotos: Staatsbibliothek zu Berlin - PK / Jörg F. Müller
Wow: Der neu gestaltete Lesesaal der Staatsbibliothek
Unter den Linden von HG Merz
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