Bibliotheken
Berlin
tip Campus
23
April 2013
Bibliotheken:
Vom Klostersaal bis heute
von Thomas Michael Krüger, Architekt und Autor des soeben erschienenen
„Architekturführer Berliner Museumsinsel“
Bibliotheken gehören zu den faszinierendsten Bauten, die in der zivili­
sierten Welt errichtet wurden. In den ersten Wissensspeichern der
Klöster lagen die Bücher auf den Tischen, erst mit der fortschreiten­
den Sammlung von Bänden wanderten die Bücher und Atlanten in Re­
gal oder Schrank. Der Bautypus, der dafür entstand, war ein von meist
mehrgeschossigen Bücherwänden flankierter Raum. In klassischen
Bauten des 19. Jahrhunderts war die architektonische Form eher kon­
ventionell, man griff auf prunkvolle kirchenähnliche Zentralbauten mit
überkuppelten Sälen zurück. Ein gutes Beispiel ist die Alte Staatsbi­
bliothek Unter den Linden, deren riesiger Lesesaal im Krieg zerstört
wurde und der vor wenigen Tagen mit einem lichtdurchfluteten Glas­
kubus des Architekten HG Merz wiedereröffnet wurde. Hochinteres­
sant ist dabei die im Bau versteckte moderne selbsttragende Eisen-Re­
gal-Konstruktion, die der inneren Funktion folgt, aber von außen nicht
zu erkennen ist. Stattdessen feierte die äußere steinerne Hülle des
1914 im Beisein des Kaisers eingeweihten Riesen-Baus noch die über­
kommene und protzige Palast- und Monumentalarchitektur der
Wilhelminischen Ära.
Revolutionäre Vorgängerbauten wie die Glasgewölbe- und Eisenstüt­
zen-Konstruktionen der Bibliotheque National und St. Genevieve von
Henri Labrouste in Paris waren die Ausnahmen. Erst in den 20er-Jah­
ren entstand in Stockholm die Bibliothek von Gunnar Asplund mit
neuartigen Raumeindrücken, gleichzeitig öffneten sich die Bücherspei­
cher für das bildungshungrige Volk. In der Nachkriegszeit begannen
dann Alvar Aalto in Finnland und Hans Scharoun in Berlin Bibliotheks­
gebäude zu bauen, die Tageslicht in die Säle lenkten und völlig neue
antimonumentale Leselandschaften erschufen. Die organisch geform­
ten Raumkompositionen in Scharouns Staatsbibliothek (1967-78) an
der Potsdamer Straße gehören immer noch zu den beeindruckendsten
Innenräumen überhaupt. Wim Wenders hat dem Bau in „Der Himmel
über Berlin“ ein entsprechend würdiges filmisches Denkmal gesetzt.
Ein weiterer innovativer Bibliotheksbau wurde 2005 von der Freien
Universität mitten in der Rostlaube errichtet. Neben der vorbildlichen
Sanierung des ungeliebten 60er-Jahre-Altbaus hat Norman Foster ein
neues Implantat gesetzt. Aufgrund seiner ebenfalls organisch gerunde­
ten Form und seinen gewellten Leseterrassen hat sich bei der Philolo­
gischen Bibliothek der Name „Foster-Brain“ etabliert. Insbesondere
die doppelte „atmende“ Hülle des Gebäudes und das damit verbunde­
ne natürliche Lüftungskonzept machen den Bau zum Ziel unzähliger
Fachleute im Bereich Klimatechnik.
Seit 2009 bereichert das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum des
Schweizer Architekten Max Dudler die Bibliothekslandschaft in Berlin.
Herzstück des rationalistischen Rasterbaus unweit des Bahnhofs Fried­
richstraße sind die inneren Leseterrassen, in denen sich 250 Leser
schon morgens um die besten Plätze reißen. Die Wände aus rötlich-
braunem Kirschholz und die grün-schwarzen Leseplätze mit Tischlam­
pen, die grüne Naturstein-Platten durchleuchten, verströmen wie alle
Details des glasklar gegliederten Baukörpers eine gediegene Atmo­
sphäre, eben die unvergleichliche Wissens-Atmosphäre. Diese lockt
weltweit bis heute Menschen zum „erotischsten Ort der Erde“, wie die
„Zeit“ Bibliotheken anlässlich einer Ausstellung 2011 nannte.
Tipps für kleine Entdeckungen zum Thema Öffentliche
Bibliotheken in Berlin:
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Hansabibliothek
(Architekt Werner Düttmann, 1957), Altonaer Straße 15, Tiergarten
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Bibliothek am Luisenbad
(Chestnut/Niess, 1995), Travemünder Straße 2, Wedding
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Mittelpunktbibliothek
(Bruno Fioretti Marquez, 2008), Alter Markt 2, Köpenick
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Bezirkszentralbibliothek in Friedrichshain
(Peter W. Schmidt, 2010), Frankfurter Allee 14a, Friedrichshain
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