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B e r l i n e r Z e i t u n g · N u m m e r 1 9 7 · 2 5 . A u g u s t 2 0 1 0
Die Zukunf t i st 3-D
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s ist wieder einmal Zeit für eine Revo-
lution in der interaktiven Unterhal-
tungselektronik – sowie alle halbe Jah-
re. Diesmal kündigen die Konsolenhersteller
Sony, Nintendo und Co. ihren Kunden eine
völlig neue Dimension an: die dritte. Spiele,
in denen man Superhelden oder hochge-
züchtete Boliden durch eine dreidimensio-
nale Welt manövrieren kann, gibt es zwar
schon lange. Dasmenschliche Auge ließ sich
von diesemPseudo-3-Dallerdings wenig be-
eindrucken. Das wird jetzt anders: Durch
stereoskopisches 3-Dmit realistischer Räum-
lichkeit und Tiefenwirkung werden Gamer
bald wesentlich näher am Geschehen sein.
Es ist nicht der erste Versuch, echtes 3-D
auf dem gigantischen Markt der Computer-
und Konsolenspiele zu etablieren. Einige
Hersteller vonHard- und Software gehendas
Thema daher durchausmit Skepsis an. Den-
noch könnte der Durchbruch diesmal gelin-
gen. Der Überraschungserfolg stereoskopi-
scher Filme im Kino und die wachsende
Verfügbarkeit von 3-D-tauglichen TV-Gerä-
ten bilden zumindest eine gute Basis.
Sony ist mit seiner Playstation zweifellos
einer der Motoren der aktuellen Entwick-
lung. Das verwundert wenig, wenn man be-
denkt, dass die Japaner gern ihre Bravia-3-
D-Fernseher verkaufenmöchten. Die nächs­
te Playstation-Generation wird sicher eine
3-D-Unterstützung erhalten. Da diese noch
auf sich warten lässt, entschied sich Sony
dazu, einfach die aktuelle Playstation-Gene-
ration PS3 mittels eines Software-Updates
aus dem Internet für 3-D-Spiele zu rüsten.
Ganz gelang dies nicht, denn obwohl die PS3
Full-HD mit 1080 Pixeln unterstützt, wurde
sie im3-D-Modus auf 720 Pixel gestutzt, um
die für Spiele nötige Bildrate trotz des erhöh-
ten Rechenbedarfs zu erreichen. Dennwäh-
rend der Prozessor bei 2-D-Spielen lediglich
ein Bild berechnenmuss, sind es bei Spielen
mit stereoskopischemEffekt gleich zwei – für
jedes Auge eins.
Leider ist esmit demkostenlosenUpdate,
das die PS3 zu einer „PS3D“ macht, nicht ge-
tan, denn ein passender Fernseher ist natür-
lich nicht inbegriffen. Dieser und die zuge-
hörige Brille sind jedochunerlässlich, umdie
räumliche Plastizität der Videospiele genie-
ßen zu können. Die wenigen derzeit erhältli-
chenSpielemit stereoskopischemEffekt sind
darüber hinaus meist altbekannte Titel, wel-
chendie Spieleschmieden lediglich eine drit-
te Dimension spendiert haben. So zum Bei-
spiel „WipEout HD“, „Super Stardust HD“,
„Little Big Planet“ und „MotorStorm: Pacific
Rift“. Sie sind online für etwa 30 Euro oder als
kostenlose Demos im PlayStation Store er-
hältlich. Das ersteneue Spiel in3-Dwirdwohl
das von vielen bereits sehnsüchtig erwartete
Autorennspiel „Gran Turismo 5“ sein, das
noch dieses Jahr erscheinen soll. Das Spiel
zum Film „Avatar“ bot eine stereoskopische
Spielwelt sogar schon vor dem Update und
war damit eines der ersten Spiele in 3-D.
Revolution auf kleinstem Raum
Einen etwas anderenWeg geht Nintendo.
Dort verzichtet man darauf, es Sony nach-
zumachen und das aktuelle Erfolgsmodell
Wii per Software-Update auf 3-D zu trim-
men. Wii-Konsoleros müssen sich also vor-
erst noch mit zwei Dimensionen zufrieden-
geben. Ob der Nachfolger eine 3-D-Unter-
stützungmitbringt, lässt sich derzeit schwer
abschätzen, selbst vonNintendo gibt es dazu
widersprüchliche Aussagen. Einerseits er-
kennt man das Potenzial, andererseits weiß
Nintendos Chefetage, dass sich erst die mit-
unter noch recht teuren 3-D-Fernseher
durchsetzenmüssen, bevor sichein stärkeres
Engagement für eineWii 3-D lohnt.
Anders sieht es bei demkleinenNintendo
HandheldDS aus. Hier steht bereits fest, dass
er wohl spätestens im ersten Halbjahr 2011
vom neuen 3DS abgelöst wird. Der lässt
schon beimNamen keinen Zweifel an seiner
Tauglichkeit für plastische Videospiele. Bei
dem 3DS ist das Wort Revolution vielleicht
amehesten angebracht, denn das 3,53-Zoll-
Display zeigt gestochen scharfe, stereosko-
pische Bilder, deren Tiefenwirkung mit blo-
ßem Auge wahrnehmbar ist. Der Handheld
verwendet dazu das „Parallax Barriere Sys­
tem“, welches so ähnlich funktioniert wie
ein Hologramm, bei dem die Blickposition
eine entscheidende Rolle spielt. So ist es
auch bei dem 3DS: Der Spieler muss senk-
recht auf dieMitte des Bildschirms schauen,
umeine optimale 3-D-Wirkung zu erhalten.
Da es bei einemHandheld nur einen Spieler
gibt, stellt das kein Problem dar. Bei mehre-
ren Spielernmit unterschiedlichen Blickpo-
sitionen würden jedoch alle nur ein ver-
schwommenes Bild sehen. Das ist auch der
Grund, weshalb Displays wie im 3DS bald
auch in Smartphones, aber noch lange nicht
in TV-Geräten zu finden sein werden.
Minikonsole inklusive 3-D-Kamera
Parallel zur Einführung des 3DS hat Nin-
tendo bereits namhafte Neuerscheinungen
angekündigt. So sollen „Legend of Zelda“,
„Resident Evil“, „Die Sims 3“, „Mario Kart“
und„Nintendogs“ in 3-Derscheinen. Stereo-
skopische Filmewird es fürNintendosHand-
held ebenfalls geben. Zur Grundausstattung
des 3DS gehört zudemeine Kamera, die drei-
dimensionale Fotos aufnehmen kann –
­allerdings nur mit kümmerlichen 0,3 Mega-
pixeln. Der Preis des 3DS, der zu den zwei-
dimensionalen DS-Spielen kompatibel ist,
wird bei etwa 200 Euro vermutet.
Microsoft beobachtet derweil den Trend
zu 3-D-Spielen interessiert, ohne selbst in
Hektik zu verfallen. Die Xbox-Macher wollen
ähnlich wie die Konkurrenz von Nintendo
abwarten, wie sichderVerkauf von3-D-Fern-
sehern entwickelt, ohne die auch eine mög-
liche Xbox 3D nicht auskommt. Zudem ver-
weist man gern darauf, dass neuere Xboxen
mit HDMI-Ausgang längst in der Lage seien,
3-D-Spielwelten darzustellen. Tatsächlich
entlocken der Xbox 360 bereits jetzt Spiele
wie„Avatar“ und„Batman: ArkhamAsylum“
und der in Kürze erscheinende Ego-Shooter
„Crysis 2“ räumliche Spielewelten.
Auch wenn Microsoft kürzlich in Südko-
rea eine Partnerschaft mit dem3-D-TV-Her-
steller LG eingegangen ist, um sich in die
Welt des 3-D-Gamings vorzutasten, steht das
Projekt Kinect derzeit wesentlich mehr im
Fokus des Unternehmens. Dabei handelt es
sich um eine Kamera, die an die Xbox ange-
schlossenwerden und die dreidimensionale
Bewegungen im Raum wahrnehmen soll.
Dank dieser Technik sollen sich Spiele künf-
tig per Gesten steuern lassen – ähnlich wie
bei NintendosWii, nur gänzlich ohne Cont-
roller in der Hand.
Auch Sony arbeitet mit Playstation Move
an einemWii-ähnlichen Bedienkonzept. Die
Kombinationder neuartigenSteuerungstech-
nikmit der realistischen Anmutung von 3-D-
Spielenwird für ganz neueErfahrungenbeim
Spielen sorgen.Wie sehr jedoch die obligato-
rische Brille beim aufgeregten Zappeln vor
dem Fernseher stört, muss sich noch zeigen.
Einen einfachen Einstieg
in die Welt des
stereoskopischen 3-D-Gamings am PC
bietet der Grafikkarten-Hersteller Nvidia
mit dem „3D Vision Kit“ für etwa 135 Euro.
Es enthält eine 3-D-Brille, eine kabellose
Verbindung zwischen Grafikkarte und
Brille sowie die notwendigen Treiber.
Der Clou
von „3D Vision“ besteht darin,
dass selbst betagte Spiele wie „FIFA 06“
plötzlich dreidimensional erscheinen. Eine
Liste von mehr als 300 populären Titeln,
bei denen das ebenfalls gut funktioniert,
findet sich auf der Website von Nvidia.
Der PC
sollte mindestens über einen Intel
Core2 Duo oder AMD Athlon X2 CPU Pro-
zessor verfügen, zwei Gigabyte Arbeitsspei-
cher bieten sowie eine kompatible Grafik-
karte – etwa die GeForce GTX 460 oder
GeForce 9800 GTX. Zudem muss entweder
das Betriebssystem Windows Vista oder
Windows 7 installiert sein.
Ein LCD-Monitor
sollte 120Hz-Technik un-
terstützen oder „3D Vision Ready“ sein, so
wie beispielsweise der Samsung SyncMas­
ter 2233RZ. Auch Acer, LG und ViewSonic
bieten passende Geräte an.
Der Handel
bietet bereits Komplettpakete
mit Rechner und Bildschirm an, die für Spie-
le in 3-D geeignet sind. Die ersten Gaming-
Notebooks, die diese Technik auf einer Dis-
playgröße von bis zu 18 Zoll unterstützen,
sind ebenfalls auf dem Markt.
3-D auf dem PC
Mittendrin statt nur dabei
Videokonsolen lernen derzeit, was bislang PCs vorbehalten war – Spielewelten in echter 3-D-Optik zu liefern
von
D
enny
C
ar l
Mercy Ships
Aufgemotzter Klassiker
: Das Science-Fiction-Rennspiel „WipEout HD“ ist bereits seit 2008 auf dem Markt, doch erst kürzlich spendierten ihm die Spieldesigner eine dritte Dimension.
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